Die Hundsberg Kellergasse

In Hart-Aschendorf gab es ursprünglich vier kleinere Kellergassen: die Kleinstetteldorfer, die Aschendorfer, die Harter und die Hundsberg Kellergasse. Durch die Entstehung größerer landwirtschaftlicher Betriebe und die damit in Zusammenhang stehenden baulichen Veränderungen im Dorf sind diese Kellergassen aber teilweise verschwunden. Zweieinhalb Kellergassen, darunter die Hundsberg Kellergasse, sind jedoch über die Jahre erhalten geblieben.

Hundsberg Kellergasse, Hart-Aschendorf

Lage

Die Hundsberg Kellergasse befindet sich auf dem Kellerberg oberhalb des ca. zehn Kilometer von Hollabrunn und ca. 20 Kilometer von der österreichisch-tschechischen Grenze entfernten Weinviertler Dorfes Hart-Aschendorf.

Neben zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben gibt es im Ort auch einen Weinbaubetrieb, den Familienbetrieb Pamperl, der 1606 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Es werden dort Weine der Sorten Grüner Veltliner, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Müller Thurgau, Welschriesling, Gelber Muskateller, Rheinriesling sowie Blauer Portugieser, Rösler und Zweigelt angebaut. Während der Sommerkeller-Woche im August kann man diese Weine auch im familieneigenen Kellerstöckl in der Hundsberg Kellergasse genießen.

Keller der Familie Pamperl, Hart-Aschendorf

Architektur und Besonderheiten

Mit 15 Kellern ist die Hundsberg Kellergasse eher klein. Bei der im Jahr 2011 erfolgten Restaurierung wurde darauf geachtet, die ursprüngliche Struktur der Keller zu erhalten bzw. dort, wo Keller abgetragen und neu errichtet werden mussten, so nah wie möglich am Original zu bleiben. Dabei orientierte man sich auch an alten Fotos. Alle alten Materialen, die noch verwendbar waren, wurden bei der Renovierung wiederverwendet: Kalksteine, Holz, Ziegel und Dachziegel („Wiener Tasche“), die vom Dachdecker originalgetreu vermörtelt wurden. Auch alle Metallteile, wie Türbänder, Schlüssel und Kellergitter wurden vom alten Schmied restauriert oder originalgetreu nachgebaut.

Geschichte

Wann die Keller der Hundsberg Kellergasse erbaut wurden, weiß im Ort heute niemand mehr. Sicher ist nur, dass sie mindestens 158 Jahre alt ist, denn auf einer der beiden gut erhaltenen, aber nicht mehr in Betrieb befindlichen Baumpressen findet sich die Jahreszahl 1859.

Baumpresse aus dem Jahr 1859

Die Geschichten, die Großeltern und Eltern über die Kellergasse zu erzählen wussten bzw. wissen, sind nicht schön: So erzählen sie etwa, dass die Russen im Krieg nach Hart-Aschendorf gekommen sind und sich in den Presshäusern der Hundsberg Kellergasse einquartiert haben. Ein Dorfbewohner, der um seinen in den Fässern gelagerten Wein fürchtete, wollte nachsehen, was die Russen dort in der Kellergasse trieben, und begab sich mit einem zweiten Dorfbewohner dort hin. Er wurde dann von den Russen erschossen, der andere wurde schwer verletzt. Und der Schixl-Großvater ist eines Tages in die Kellergasse rausgegangen und hat sich am Kellerschlüssel aufgehängt.

Zum letzten Mal genutzt wurde die Hundsberg-Kellergasse von den Hart-Aschendorfern im Jahr 1973. Da brach im Ort die Maul- und Klauenseuche aus und wenn man ihn verlassen wollte, musste man einen Seuchenteppich aus feuchten Holzspänen und Sägemehl überqueren. Deshalb blieben die Leute lieber im Dorf und trafen sich in der Kellergasse, haben draußen gesessen und Wein getrunken. 

Danach war Schluss und niemand ist mehr in die Kellergasse rausgegangen. Nur zwei alte Männer, der Müllner und der Weinhappl, hatten noch Wein dort, sind alle Tage vor ihren Presshäusern gesessen und haben ein oder mehrere Achtel Wein getrunken.

1972/73 verlegte der Weinbaubetrieb Pamperl die Kellerei von der Hundsdorf Kellergasse in den im „Hintaus“ neu errichteten, größeren und den damaligen weinbaulichen Ansprüchen besser entsprechenden Keller.

Nachdem beschlossen worden war, dass die Hundsberg Kellergasse restauriert werden soll, fand im Jahr 2011 nach fast 40 Jahren eine eingehende Besichtigung statt. Da waren die Keller mit wildem Wein, Holler- und Dornenbüschen zugewachsen, was zwar märchenhaft schön aussah, mit den Kellern war aber nichts mehr anzufangen. Sie waren in äußerst desolatem Zustand, dem Verfall preisgegeben.

Hundsberg Kellergasse vor der Revitalisierung, Hart-Aschendorf

Restaurierung

Die Familie Pamperl, die in der Hundsberg Kellergasse seit jeher zwei Keller besitzt und daher an der Geschichte der Kellergasse teilhat, war auch in die Renovierung eingebunden bzw. hat diese maßgeblich beeinflusst.

Erst durch die Möglichkeit einer EU-Förderung für die Renovierung von Kellergassen keimte der Gedanke, dass auch die Erhaltung und Renovierung der alten Keller sinnvoll sein kann. Gemeinsam mit dem Hart-Aschendorfer Dorferneuerungsverein, dessen Obmann für die Idee der Renovierung gewonnen werden konnte, und den anderen Kellerbesitzern fiel die Entscheidung, eine Förderung für die Renovierung der Hundsberg Kellergasse zu beantragen. Damals haben wir noch nicht gewusst, was alles auf uns zukommen würde.

Im Jahr 2009 kaufte der Hart-Aschendorfer Dorferneuerungsverein zuerst einen Keller, später zwei weitere. Als dann die Pläne mit den zuständigen Architekten abgestimmt und eingereicht wurden und die Baukommissionen mit ihrer Arbeit fertig waren, hätte der Bau beginnen können. Aber da tauchte unerwartet ein Problem auf. In der Kellergasse gab es einen Keller, der niemandem gehörte. Als Besitzer war nur irgendein Verein im Grundbuch eingetragen, den es gar nicht mehr gab. Da ging es um einen desolaten Keller auf gerade einmal 30 m2 Grund, aber die Rechtsfragen mussten natürlich alle restlos geklärt werden, bis wir den Keller dann endlich bekommen haben und renovieren durften. Im Jahr 2011 wurde schließlich mit dem Umbau der Kellergasse begonnen.

Unter die Förderung fällt freilich nur das, was von außen sichtbar ist, also die Fassade, das Dach usw., nicht jedoch der Innenausbau der Presshäuser. Aber was nützt ein Keller mit einer schön restaurierten Fassade, wenn man nicht drinnen sitzen und ein gemütliches Glas Wein trinken kann? Und so hat die Familie Pamperl ihre Keller auch innen ordentlich gestaltet bzw. ausgebaut.

Wenn man dann im Keller sitzt bei einem guten Glas Wein und so darüber nachdenkt, was in den letzten Jahren alles passiert ist und erreicht wurde, kann man ein paar schöne Geschichten erzählen, wie z.B. die, wie Johann Pamperl zu den „Düwöbam“ (Holzbalken für die Dippelbaum-Decke) für seinen Keller gekommen ist:

„Ich hatte mir fürs Presshaus schöne ‚Düwöbam‘ zurechtgelegt und mir gedacht: ‚Die kommen rein, weil die schauen schön aus!‘ Leider hatte ich die Länge schlecht berechnet, sie waren zu kurz. Ich habe hin und her überlegt, aber mir ist nichts Gescheites zur Lösung des Problems eingefallen. Dann war ich eines Tages in Maria Roggendorf zur Jagd eingeladen und als ich mit dem Gewehr auf einen Rehbock zielte, sehe ich im Augenwinkel etwas auf dem Erdboden liegen, das aussieht wie die perfekten ‚Düwöbam‘ für meinen Keller. Und da hatte ich den Rehbock vergessen und nichts Eiligeres zu tun, als die ‚Düwöbam‘ abzumessen. Und tatsächlich, die Länge passte perfekt. Und statt als Brennholz in irgendeinem Ofen zu landen, sind die Maria Roggendorfer ‚Düwöbam‘ Teil der Holzarchitektur meines Kellers geworden.“

Zusammenfassung

Man kann sagen, dass sich die Renovierung der Kellergasse für unser kleines Hart-Aschendorf wirklich ausgezahlt hat. Die ehemals desolate, dem Verfall preisgegebene, ungenutzte Kellergasse ist wieder zu einem idyllischen Ort geworden, an dem zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, wie zuletzt die „Spurensuche“ im Rahmen des Museumsfrühlings, die jährlich Mitte Juli in Hart-Aschendorf stattfindende Geister- und Sagenwanderung, die Sommerkellerwoche unseres Familienbetriebes im August und vieles mehr. Außerdem ist die Kellergasse wieder zu einem Ort geworden, an dem man sich gerne nur trifft, um gemeinsam in aller Ruhe und bei einer wunderbaren Aussicht über die nähere Umgebung ein Glas Wein zu trinken.

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